Goldenes Kalb

Nicolas Poussin: Die Anbetung des Goldenen Kalbes (1633–1634)

Das Goldene Kalb (hebräisch עֵגֶל הַזָּהָב ‘ēgel hazzāhāv; wörtlich „goldener Stier“[1]) war nach dem Buch Exodus (Ex 32,1–29 ) der Bibel ein Kultbild, das die Israeliten nach ihrem Auszug aus Ägypten schufen, während ihr Gott JHWH ihrem Anführer Mose auf dem Berg Sinai die Tora offenbarte. Die fiktive Erzählung repräsentiert exemplarisch das Problem des Götzendienstes, das die ganze Bibel durchzieht. Sie ist eine narrative Form der biblischen Religionskritik, mit der JHWH, der Befreier Israels, sich fortlaufend von selbstgemachten Gottesbildern der von ihm erwählten Menschen unterscheidet.

Die Erzählung geht auf die Kritik biblischer Propheten des frühen 8. Jahrhunderts v. Chr. an Kultbildern vor JHWH-Heiligtümern im Nordreich Israel zurück. Diese Kultbilder sollten die Gegenwart und Wirkungsmacht JHWHs nach Art der altorientalischen Umwelt darstellen, machten den Exodusgott so aber mit nichtisraelitischen Fruchtbarkeitsgöttern verwechselbar. Das exilisch-nachexilische Deuteronomistische Geschichtswerk machte diese Stierkultbilder (1 Kön 12,28–30 ) als sprichwörtliche „Sünde Jerobeams“ (1 Kön 13,34  und öfter) nachträglich für den Untergang des Nordreichs (722 v. Chr.) verantwortlich. Die Ätiologie von Ex 32 erklärt diesen Untergang aus der Abkehr des erwählten Volkes vom befreienden Gott JHWH und seiner Tora. Sie setzt den in ganz Israel durchgesetzten JHWH-Monotheismus voraus und warnt alle Israeliten dauerhaft davor, diesen Gott zu verlassen.

  1. Klaus Koenen: 2. Der Terminus עֵגֶל ‘egæl „Kalb / Jungstier“. In: WiBiLex, Das wissenschaftliche Bibellexikon im Internet, Artikel Goldenes Kalb vom Oktober 2018, zuletzt aktualisiert am 2. Februar 2021.

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